Seelspitzen

Ende Oktober werden die Tage dunkler. Die schwermütigen Feiertage Allerheiligen und Allerseelen nahen. In dieser Zeit, in der man der Toten besondes gedenkt, findet man die Seelspitzen (oder Seelenspitzen) im Sortiment der Bamberger Bäckereien.

Die Form macht’s

Goldglänzend liegen die geflochtenen Zöpfe dann gestapelt in der Auslage. Sie werden aus dem selben Teig gebacken, wie die Bamberger Hörnla. Die Zutaten sind identisch: Mehl, Milch, Zucker, Hefe, Salz und Butter. Daraus wird ein mit Milch angesetzter Hefeteig hergestellt, der über Nacht ruht. Am nächsten Tag werden mehrere Schichten Butter eingezogen. Trotzdem schmecken Seelenspitzen etwas anders. Durch die kompaktere Form und die Verschlingungen der Teigstränge ist auch der Krustenanteil anders verteilt.

Ein alter Zopf

Doch woher kommt der Brauch in dieser Jahreszeit das zopfartige Gebäck zu essen und warum heißt das Gebäck in Oberfranken Seelenspitze oder Seelenzopf? Tatsächlich soll das geflochtene Gebäck an menschliche Haarzöpfe erinnern. In der Antike schnitt man sich die Haare ab, um seine Trauer auszudrücken. Die Seelspitzen sind also vermutlich ein Kultgebäck antiken Ursprungs. Die erklärt auch, warum das Gebäck in der Zeit um Allerseelen, wo man den toten Seelen gedenkt, gegessen wird.

Aus eins mach vier

Doch nur die Wenigsten wissen noch von dieser Tradition. Seelpitzen können also problemlos auch ohne Trauerfall genossen werden. Es ist schön, dass sich das Sortiment der Bamberger Traditionsbäckereien dem Rhythmus der Jahreszeiten anpasst. Ist die Zeit der Seelspitzen vorbei, liegen bald die Punschstangen in der Auslage und im Januar gibt es die Sebastianiringe. Alles wird aus demselben Hörnla-Teig gebacken, aber trotzdem ist das Gebäck durch seine wechselnde Form immer wieder anders im Geschmack. Probiert es aus, wann auch immer Ihr in Bamberg seid. Bamberger Hörnla bekommt Ihr natürlich das ganze Jahr über.

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