Ja, wieviele Brauereien gibt es denn nun in Bamberg? Viele, das ist klar und auch der Grund dafür, dass Bamberg sogar in Australien als Bierstadt bekannt ist. Unterschiedliche Zahlen kursieren und die Anzahl verändert sich von Jahr zu Jahr. Auf insgesamt 14 Bamberger Brauereien komme ich aktuell, zähle ich alle zusammen und nehme es dabei nicht ganz genau.* Doch weit entfernt ist diese Zahl von den ehemals 65, die die Stadt zu ihren Hochzeiten hatte!
Eine kleine Auswahl an Bamberger Bieren …
Die Bamberger Brauereilandschaft
… ist vielfältig. Um einen Überblick zu behalten, kann man grob unterscheiden zwischen den traditionellen Bamberger Brauereien (Schlenkerla, Spezial, Keesmann, Greifenklau, Fässla, Klosterbräu, Kaiserdom, Mahr’s Bräu), den Gasthausbrauereien (Ambräusianum, Brauhaus zum Sternla, Ahörnla Bräu), die für den Eigenbedarf in ihren Gaststuben brauen, den Craft Beer-Brauereien (Bamberger Hopfengarten, Weiermann, Kronprinz) und den jüngeren Bamberger Brauereien wie z.B. die Landwinkl Bräu.
*Klosterbräu gehört inzwischen zu Kaiserdom Specialitäten Brauerei, ebenso wie auch die Craft-Beer Brauerei Kronprinz.
Brauerei Schlenkerla „Heller-Bräu“
Die berühmteste Bamberger Brauerei
Mitten in der Altstadt liegt die berühmteste Brauerei Bambergs: Das Schlenkerla. Um ein Schlenkerla Rauchbier kommt man bei einem Bamberg Besuch fast nicht herum. Probiert es einfach mal aus, die Meinungen darüber sind geteilt. Es gibt viele Fans, auch unter den Einheimischen. Ich probiere es von Zeit zu Zeit und komme trotzdem nicht so recht auf den Geschmack. Vielleicht liegt es daran, dass ich es nie schaffe, mehr als nur ein Seidla zu trinken. Denn bekanntlich soll man erst nach dem zweiten Glas die Vorzüge erkennen. Voll ist es hier eigentlich fast immer, vor der Tür und im Gasthaus. Hat man einen Platz ergattert, sitzt man aber recht behaglich in den alten Wirtsstuben. Eine schöne Tradition hat sich hier bis heute bewahrt: Die eigene Brotzeit darf man mitbringen, solange die Küche noch kalt ist!
Urkundlich wurde die Brauerei erstmals im Jahr 1405 als „Haus zum blauen Löwen“ erwähnt. Im 18. Jahrhundert kaufte Johann Wolfgang Heller die Brauerei und gab ihr den Namen Hellerbräu. Bekannt ist die Brauerei allerdings überall unter der Bezeichnung „Schlenkerla“ (Achtung, sagt niemals Schlenkerle, Ihr outet Euch sogleich als Ignoranten und Banausen). Den seltsamen Namen vedankt die Brauerei Andreas Graser, der seit 1875 Braumeister war. Beim Ausladen von Bierfässern sollen ihm einmal die Pferde durchgegangen sein. Dabei soll er vom Fuhrwerk erfasst und verletzt worden sein. Seitdem hatte er einen charakteristischen schlenkernden Gang. Schaut Euch mal den schmiedeeisernen Ausleger an, da seht Ihr den Mann mit „O-Beinen“, der der Brauerei seinen Namen gab. Inzwischen wird das Schlenkerla in der 6. Generation von der Familie Trum geführt.
Das Herzstück für die traditionelle Herstellung der verschiedenen Rauchbiersorten ist die hauseigene Mälzerei, wo das Malz über offenem Buchenrauch, ober wie bei der Sorte „Aecht Schlenkerla Eiche“, über Eichenrauch getrocknet wird.
Schlenkerla, Dominikanerstr. 6, 96049 Bamberg
Brauerei Spezial
In der Gärtnerstadt
Die Brauerei Spezial liegt an der Oberen Königstraße in der Gärtnerstadt. Urkundlich wurde die Brauerei erstmals im Jahr 1536 erwähnt. Seit 1898 befindet sich die Brauerei im Besitz der Familie Merz. Auch hier steht das Rauchbier hoch im Kurs. Im Gegensatz zum Schlenkerla Rauchbier ist das Spezial-Rauchbier aber etwas milder. Eine Besonderheit ist, dass der Brauerei auch eine hauseigene Mälzerei angeschlossen ist.
Die Gerste, die für die Rauchmalzherstellung verwendet wird, stammt aus biologischem Anbau in Oberfranken. Das Spezial-Rauchbier kann man vor Ort in der rustikalen Wirtsstube mit gutbürgerlicher fränkischer Küche, an blankgescheuerten Tischen genießen. Im Sommer gehe ich am liebsten auf den Spezial-Keller (oder Spezi-Keller, wie wir Bamberger sagen). Im Biergarten der Brauerei am Stefansberg läßt sich ein frisches Kellerbier am schönsten genießen. Von hier aus hat man einen wunderschönen weiten Blick über die Altstadt mit ihren vielen Kirchtürmen.
Brauerei Fässla
Die mit dem Zwerg
Direkt gegenüber der Brauerei Spezial befindet sich die Brauerei Fässla, das ist die mit dem Zwerg! Seit vielen Jahren schon rollt der kleine Zwerg mit der roten Zipfelmütze ganz fleißig ein Bierfass vor sich her. Auf jeder Bierflasche der Brauerei ist er abgebildet. Die Geschichte der Brauerei reicht bis ins Jahr 1649 zurück.
Seit 1986 ist die Brauerei im Besitz der Familie Kalb. Seitlich am Haus, in der Letzengasse, befindet sich das Sudhaus und durch die Fenster kann man in die Abfüllung hineinschauen. Unter den Einheimischen ist das Fässla „Kult“ und ich staune immer wieder, dass die Wirtsstube auch schon unter der Woche am frühen Morgen gut gefüllt ist. In der Schwemm‘ kann man hier auch im Vorbeigehen ein Bier im Stehen trinken.
Ein kleiner Biergarten befindet sich im rückwärtigen Gebäudeteil. Der größere Fässla-Keller in der Moosstraße ist etwas weiter entfernt.
Brauerei Fässla, Obere Königsstraße 19-21, 96052 Bamberg
Brauerei Keesmann
Herrenpils gibt es hier auch für Damen!
Etwas weiter entfernt von der Innenstadt liegt die Brauerei Keesmann, im dörflichen Stadtteil Bambergs mit dem geheimnisvollen Namen Wunderburg.
Hier gibt es das vielfach ausgezeichnete Herren-Pils, eine für die Region eigentlich untypische Biersorte. Seit 1867 befindet sich die Brauerei im Besitz der Familie Keesmann. Das etwas herbe Herrenpils ist übrigens eines meiner Bamberger Lieblingsbiere!
Brauerei Keesmann, Wunderburg 5, 96050 Bamberg
Mahr’s Bräu Bamberg
Hier bestellt man „a U“
Direkt gegenüber der Brauerei Keesmann in der Wunderburg befindet sich die Mahr’s Bräu. Die Spezialität des Hauses ist das ungespundete Bier. Auf fränkisch bestellt man hier stilecht, kurz und knapp „a U“, also ein ungespundetes Bier. Was das ist, wollt Ihr wissen? Bei der Gärung im Fass entsteht Kohlensäure und ein Überdruck, deshalb befindet sich an der Oberseite eines Fasses das sogenannte Spundloch mit Zapfen für den Druckausgleich. Das ungespundete Bier gärt aber ohne Holzzapfen und hat deswegen im Vergleich zu anderen Biersorten weniger Kohlensäure. Ungespundete Biere sind in Franken sehr beliebt.
Erstmalig urkundlich erwähnt wurde die Brauerei im Jahr 1670. Seit 1895 ist die Brauerei im Besitz der Familie Michel. Besonders gerne gehe ich in die alte Gaststube, in der es noch so aussieht wie vor hundert Jahren. Die Decke ist niedrig, die Wände sind umlaufend mit dunklem Holz verkleidet und ein Kachelofen wärmt den Raum.
Im Eingangsbereich, in der Schwemm‘, trifft man manchmal auf die sogenannten „Stehgammler“, Stammtischbrüder die ihr Bier im Stehen aus dem eigenen Krug trinken. Für sie gibt es im Wirthaus sogar eigene Bierkrug-Schließfächer!
Mahr’s Bräu, Wunderburg 10, 96050 Bamberg
Brauerei Greifenklau
Brauerei mit Aussicht
Mein Fahrrad muss ich erst mal den Berg hoch schieben, um die Brauerei Greifenklau am Laurenziplatz zu erreichen. Der Kaulberg zieht sich und ist ganz schön steil. Wer es bequemer mag, kann die Brauerei natürlich auch mit dem Bus oder Auto erreichen. Von Außen gar nicht erkennbar ist der rückseitig gelegene schöne Biergarten bzw. Bierkeller. Er bietet einen weiten Blick ins Grüne bis hin zur Altenburg. Im Jahr 1585 wurde die Brauerei erstmalig erwähnt.
Unter dem Domherrn Franz Friedrich von Greifenklau begann im 18. Jahrhundert die eigentliche Braugeschichte. Seit 1981 ist die Brauerei im Besitz der Familie Brockard. Gebraut wird heute nur noch für den Eigenbedarf.
Brauerei Greifenklau, Laurenzipatz 20, 96049 Bamberg
Kaiserdom Specialitäten Brauerei
Die größte Brauerei
Die Kaiserdom Specialitäten Brauerei Bamberg befindet sich im Stadtteil Gaustadt und besteht seit 1718. Sie ist die größte der Bamberger Brauereien. Seit über 100 Jahren ist sie im Besitz der Familie Wörner. Neben dem regionalen Bierangebot gibt es auch einen großen internationalen Vetrieb. Bamberger Kaiserdom Bier wird inzwischen in fünf Kontinente exportiert und ist in über 65 Ländern erhältlich.
Klosterbräu
Die älteste Brauerei
Zwischen Judenstraße und Mühlviertel gelegen, befindet sich das Klosterbräu. Die erste urkundliche Erwähnung soll bereits 1333 erfolgt sein. Im Jahr 1533 wurde das Fürstbischöfliche Braunbierhaus an der heutigen Stelle errichtet. Bis 1790 blieb die Brauerei in fürstbischöflichem Besitz.
Über dem Eingang ist heute noch das Wappen des Bamberger Fürstbischofs Lothar Franz von Schönborn zu sehen. Im 19. Jahrhundert wurde die Familie Braun zum Besitzer der Brauerei. 2017 hat die Kaiserdom Specialitäten Brauerei das Klosterbräu übernommen. Besonders schön sitzt man bei einem Braunbier oder Schwärzla in der kleinen gemütlichen Gaststube.
Brauhaus zum Sternla
Im ältesten Wirtshaus der Stadt
Im ältesten Wirtshaus Bambergs wurde im Herbst 2019 ein eigenes Brauhaus eröffnet. Der Besitzer Uwe Steinmetz war ab 1999 zunächst Pächter des Gasthauses, zehn Jahre später Besitzer. In der Gasthaus-Brauerei werden die Biere nach der abgeschlossenen Reifung vom Lagertank direkt ins Glas frisch ausgeschenkt.
Über gekühlte Leitungen fließt das Bier aus den Tanks im ersten Stock direkt in den Zapfhahn am Ausschank. Im Getränkehandel findet Ihr das Bier nicht, aber man kann jederzeit gut gekühlte 1l-Bügelflaschen für den Hausgebrauch mitnehmen. So machte ich es jedenfalls im letzten Sommer, als ich mit meinem Besuch keinen freien Platz mehr auf dem Keller fand und wir kurzentschlossen unsere Brotzeit auf den Balkon bei mir zu Hause verlegten.
Brauhaus zum Sternla, Lange Straße 46, 96047 Bamberg
Ambräusianum
Die Erlebnisbrauerei
Am Fuße des Katzenbergs, direkt neben dem Schlenkerla liegt das Ambräusianum. Benannt ist die Gasthausbrauerei nach seinem Besitzer Ambros Mahr, der sie seit 2004 gemeinsam mit seiner Frau betreibt. Im Gastraum sitzt man hier inmitten allerlei kupfernen Braukesseln der Bamberger Traditionsfirma Kaspar Schulz. An den Schließtagen der Gaststätte werden sie regelmäßig vom Braumeister Mahr in Betrieb genommen.
Dreierlei verschiedene Biersorten werden hier ganzjährig ausschließlich für den Eigeigenbedarf gebraut. Einzelne Flaschenbiere kann man vor Ort am Tresen erwerben. Die Gasthausbrauerei befindet sich in einem historischen Gebäude, der alten Hofreit. Hier hatte sich schon ein Vorfahr von Ambros Mahr zu Beginn des 19. Jahrhunderts mit der Herstellung von Alkoholischem beschäftigt. Nach alten Klosterrezepten wurden hier damals Liköre produziert.
Ambräusianum, Dominikanerstaße 10, 96049 Bamberg
Ahörnla Bräu
Die mit dem Einhorn
Eins vorweg: Ahörnla heißt kleines Einhorn auf Fränkisch. Das Anwesen in der Sandstraße war viele Jahrhunderte lang im Besitz von Büttnern (Fassmachern) und Brauern und war unter dem Namen „Zum Einhorn“ bekannt. 1961 wurde die Brauerei stillgelegt und danach unter wechselnden Besitzern als Bar, Restaurant und Bierstube betrieben.
2013 erwarb das Familienunternehmen Müller & Söhne das marode Gebäude und begann mit der Instandsetzung. Der Wiedereröffnung der Gaststätte „Zum Ahörnla“ folgte bald der Wunsch, die alte Brautradition des Hauses wieder aufleben zu lassen. 2021 wurde die Ahörnla Brau GmbH eröffnet und seitdem wird im Ahörnla wieder Bier ausgeschenkt. 100% bio sind übrigens das „Ahörnla Rot“ und das „Sand Hell“. Es gibt auch ein hauseigenes Pils „ABils“.
Die traditionelle fränkische Küche der Brauereigaststätte wird hier modern interpretiert. Legendär ist inzwischen das Krustenbratenbrödla, dass es am Fensterverkauf direkt auf die Hand gibt. Eine gute Stärkung, nicht nur für Nachtschwärmer in Bambergs Partymeile.
Ahörnla Bräu, Ob. Sandstraße 24, 96049 Bamberg
Bamberger Landwinkl Bräu
Schliest am 1.5.2024
Hier bekommt man Domstadt Schampus
Die Brauerei Landwinkl ist ebenfalls eine der ganz jungen Neugründungen in Bamberg. Das winzige Sudhaus befindet sich ebenso wie das Gasthaus in der Siechenstraße in der Gärtnerstadt. Die verschiedenen Landwinkl Biersorten mit klingenden Namen wie z.B. Domstadt Schampus oder Kupferla gibt es im Gasthaus im Ausschank oder auch als Flaschenbiere im gut sortierten Getränkehandel.
Bamberger Hopfengarten
Hopfen aus eigenem Anbau
Der eigene Hopfen aus der Gärtnerei Emmerling wird in der angeschlossenen kleinsten Brauerei Bambergs Bamberger Hopfengarten, im ehemaligen Verkaufsraum der Gärtnerei, verarbeitet.
Hier wird das Bier noch handwerklich gebraut und von Hand in Flaschen abgefüllt. Die Biere aus dem Hopfengarten sind bunt und kreativ. Craft Beer Fans können hier zwischen zahlreichen Sorten mit klangvollen Namen wie z.B. Himbo, Gurki oder Chillero wählen. Auch andere Flüssigkeiten wie hausgemachten Gin und Limos gibt es in zahlreichen Aroma-Variationen zu probieren und zu kaufen, entweder in der Event-Location im Gewächshaus oder mitten in der Altstadt im Hopfenhaus in der Austraße.
Bamberger Hopfengarten, Zollnerstraße 24, 96052 Bamberg
Kronprinz
Craft Beer im alten Fischerhof
Mitte des 19. Jahrhunderts wurde das Gebäude im Bamberger Stadtteil Gaustadt erbaut. Seit 2016 befindet sich hier der Kronprinz, ein Craft Beer Restaurant mit eigener Brauerei. Die Biersorten sind vielfältig und es wird auch jenseits des klassischen Reinheitsgebotes experimentiert. Im gläsernen Sudhaus kann man den Brauvorgang mitverfolgen.
Weyermann Braumanufaktur
Spezialmalze und Craft Beer
Seit 1879 ist das Familienunternehmen Weyermann in Bamberg ansässig. Die Weyermann Malzfabrik ist Weltmarktführer im Bereich von Spezialmalzen. 2003 entstand die Weyermannsche Versuchsbrauerei, die sich seit 2012 Weyermann Braumanufaktur nennt. Insgesamt 18 verschiedene Craft Biersorten werden hier gebraut. Auf dem Gelände der Malzfabrik können seit 2006 die hauseigenen Biere und zahlreiche andere nationale und internationale Craft Beer Spezalitäten in einem Craft Beer Fan-Shop erworben und bei speziellen Events auch verkostet werden.
Weyermann Braumanufaktur, Brennerstraße 17-19, 96052 Bamberg
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