Ein Gastbeitrag von Martin R.
Rudi Völler sprach damals in einem legendären Interview aus, was wahrscheinlich jeder gemütliche Bayer und/oder Franke weiß: Nämlich, dass man am lockersten und bequemsten in seinem Stuhl nach 3 Weizenbieren sitzt!

Das Bamberger Weißbierprojekt
Als gebürtiger Niederbayer hatte ich in meiner wilden Jugend im ländlichen Nachtleben durchaus das ein oder andere frische Weißbier „aufgschnoizt“ (Hochdeutsch: „geöffnet“). Als ich dann nach Bamberg kam, wurde ich vom ungespundeten Bier – weniger vom Rauchbier – oberfränkisch in meinen Biervorlieben über Jahre geprägt. Doch ähnlich wie es auch beim Weizenbier in der Bamberger Geschichte war, so dauerte es eine gute Weile, bis ich mich wieder dem edlen Schaumkronengetränk widmete. Das Bamberger Weißbierprojekt bestand dabei aus zwei Teilen:
1. Die Geschichte des Bamberger Weißbieres zu lernen und knapp zusammenzufassen.
2. Aller Bamberger Weißbiere habhaft zu werden. Während sich der erste Teil recht leicht gestaltete, war der zweite Teil durchaus schwieriger umzusetzen.
Deshalb lasst uns mit dem ersten Teil beginnen:
Die Geschichte des Weißbiers in Bamberg
Schon früher und auch heute noch ist das Weißbier in Bayern eng mit der Wirtschaft verbunden. Während das Weizenbiermonopol der bayerischen Herzöge im 17. Jahrhundert viele staatliche Einnahmen sicherte, bemisst heute die Vereinigung der bayerischen Wirtschaft (vbw) die Konjunktur anhand des Weißbierindexes (symbolisiert daran, wie voll das Weißbierglas ist). Auch das Hochstift Bamberg führte über viele Jahrhunderte zwei Staatsbrauereien. Einmal das braune Bierhaus (heute: Klosterbräu) und das weiße Bierhaus. Die Brauereien stellten zum einen die Bierversorgung am Hof sicher, zum anderen finanzierten die Gewinne auch den Staat. Nebst dem Betrieb des weißen Bierhauses von bürgerlichen Brauern wurde es ab dem Jahr 1675 von Fürstbischof Peter Philipp von Dernbach als fürstliches Weißbierhaus betrieben. Im 18. Jahrhundert wurde das dortige Weizenbier sogar in die österreichischen Länder bis Wien exportiert und der Bierausstoß florierte. Jedoch ist unklar, ob das damals als Weißbier bezeichnete Bier wirklich ein Bier war, was aus Weizenmalz produziert wurde, oder es sich um ein weißes Bier im Sinne eines hellen Bieres – im Unterschied zum damaligen Rot-, Schwarz- oder Braunbier – handelte.
Kein leichter Weg für das Weißbier in Bamberg
Das Weißbier hatte in Bamberg keinen leichten Weg, um sich als feste Biersorte zu etablieren. Um ein wohlschmeckendes Weißbier, wie wir es heute auch mit der erhabenen Schaumkrone und serviert in einem nach oben sich verbreiternden Weißbierglas kennen, zu brauen, wurde über ein halbes Jahrhundert verschiedenste Versuche unternommen, die häufig von wenig Glück begleitet wurden. Der von 1888 bis 1898 als Betreiber der Brauerei Fässla agierende Braumeister Johann Baptist Leicht, startete zu Beginn des 20. Jahrhunderts den ersten Versuch, den Bambergern ein heimisches Weißbier zu kredenzen, indem er eine eigene Weißbierbrauerei im Bamberger Osten (Pödeldorferstraße 33) errichten wollte. Trotz erhaltener Baugenehmigung im Oktober 1902 und fortgeschrittener Planung wurde das Projekt jedoch nie realisiert.

Das erste Bamberger Weißbier
Das erste Bamberger Weißbier braute Andreas Burkard von der Brauerei Weiße Taube und wurde in eigenen dafür handbemalten Weißbiergläsern serviert. Doch die Weißbierzeit sollte nur von kurzer Dauer sein, denn Andreas Burkard musste 1912 Konkurs anmelden und unter seinem Nachfolger Johann Lieblein musste die Brauerei während des 1. Weltkrieges im Jahr 1917 die Tore für immer schließen. Johann Baptist Rippstein von der Brauerei Murrmann belebte in den 1930er Jahren kurz wieder das Weißbier in Bamberg, jedoch verstarb Rippstein kurz darauf und es folgten über 20 weißbierfrei Jahre in Bamberg. Erst im Jahr 1957 wurde von der Bamberger Hofbräu AG wieder ein Weißbier in Bamberg gebraut.

Foto © Christian Fiedler
6 Bamberger Brauereien brauen Weißbiere
Mittlerweile (Stand: April 2025) gibt es 6 Bamberger Brauereien, die insgesamt 9 alkoholvolle Weißbiere brauen. Als Bamberger Weißbier wird in diesem Artikel Weißbier definiert, das innerhalb der Bamberger Stadtgrenzen gebraut wird. Hierdurch fehlt auch das Weißbier Weiße Taube® in der Liste der Bamberger Brauereien, da es in der Ortschaft Hallerndorf außerhalb von Bamberg für die Bamberger Bierothek® gebraut wird. Die beiden Brauereien Spezial und Schlenkerla bieten ein Rauchweizen an, während die Brauereien Kaiserdom und Weyermann® auch alkoholfreie Weizenbiere im Sortiment haben.

Der Bamberger Weißbier-Test!
Und somit auch zum zweiten Teil meines Projekts. Tatsächlich merkt man auch den weitgehend untergeordneten Stellenwert des Weißbieres als Bamberger Biersorte an seiner Zugänglichkeit. Während einige Weißbiere recht leicht zu erhalten waren, begann ich nach mehreren erfolglosen Getränkemarktbesuchen, gezielt verschiedene Getränkemärkte anzurufen, ob sie denn auch die alkoholvolle Weißbierversion einer speziellen Brauerei besitzen. Nach mehreren gescheiterten Telefonversuchen erreichte ich dann doch einen Getränkemarkt, der das Weißbier vorrätig hatte und somit schwang ich mich gleich dynamisch auf mein Rad und sicherte mir das edle Fläschchen. Die Beschaffung der letzten Bamberger Weißbiermarke dieser illustren Weizenkunstsammlung nahm bei der ansässigen Brauerei auch nochmal einige Wochen in Anspruch, da nicht alle Weißbiersorten vorrätig waren. Einige Wochen nach meinem ersten Besuch erhielt ich eine E-Mail der Brauerei, dass zumindest eine andere Weißbiersorte aus ihrem Sortiment jetzt vorrätig ist. Zugegeben, die persönliche Nachricht einer Brauerei, dass ein Weißbier jetzt für mich abzuholen wäre, hat mir doch ein Gefühl gegeben, zumindest einige Dinge in meinem Leben richtig gemacht zu haben.

Nachfolgend die Liste der Bamberger Brauereien sowie der zugehörige Name:
Kaiserdom: Weissbier
Aecht Schlenkerla: Rauchweizen
Spezialbräu: Weissbier
Fässla: Weizla hell, Weizla dunkel
Keesmann: Weisse
Weyermann®: Bayernkönig Weiße, Oaktoberweizen, Bamberger Hofbräu® Weißbier
Zu guter Letzt steht natürlich noch die Verkostung aller Bamberger Weißbiere auf der Liste. Genau dies rief mir auch ein vorbeiziehender Bamberger zu, als ich gerade die ganzen Bierflaschen für das Titelbild dieses Artikels artistisch an der Regnitz fotografierte („Du sollst sie trinken, ned fotografieren!“). Doch um einen objektiven Vergleich zwischen den Bieren zu gewährleisten, muss dies zum einen natürlich in einer Blindverkostung geschehen und zum anderen sollte auch nicht gleich die ganze Flasche den trockenen Mund hinuntergestürzt werden, da sonst die Objektivität sicher nach dem 5ten Weißbier etwas leiden könnte. Überraschenderweise fanden sich in meinem Freundeskreis jedoch noch nicht so viele freiwillige Enthusiasten, die sich als meine persönlichen Weißbiereinschenker an solch einem Abend für die Bamberger Weißbierwissenschaft anbieten wollten. Aber das ist dann vielleicht das Thema eines weiteren Artikels…..
In diesem Sinne: Prost!
Weißbier-Martin
Quellen:
Bayerischer Brauerbund e.V. (Stand: 12.04.2025). Geschichte des Weißbieres. https://www.bayerisches-bier.de/bier-wissen/geschichte-des-weissbieres/
Fiedler, Christian (2020). Bamberger Biergeschichten. S. 63, 138-139.