Der 25. Mai ist der Welttag der Otter! Aus diesem Anlass möchte ich Euch heute von einer besonders kuriosen Bamberger Spezialität berichten, die zum Glück längst nicht mehr auf unserer Speisekarte zu finden ist: Fischotterwürste!
Das Bamberger Kochbuch von 1805
Dass man in früheren Zeiten sehr erfinderisch war in der Zubereitung von Speisen, zeigt ein Blick in das Bamberger Kochbuch von 1805. Da ich im Nebenberuf Antiquarin bin, habe ich kürzlich einmal einen genaueren Blick hineingeworfen. Interessant ist die Unterteilung in herrschaftliche und bürgerliche Gerichte und die große Vielzahl an Fastenspeisen. Natürlich finden sich auch viele Gemüserezepte im Bamberger Kochbuch, ist die Stadt doch seit dem späten Mittelalter als Gärtnerstadt bekannt.
Beliebte Fastenspeise
Ich staune beim Lesen. Was hat man früher nicht alles verwurstet? Klar, Franken ist das Land der Bratwurst, aber habt Ihr schon einmal von Schneckenwürsten, Froschwürsten, Krebswürsten oder eben Fischotterwürsten gehört?
Eier, Milch, Alkohol, Fleisch und tierische Fette waren seit Beginn des Mittelalters in der Fastenzeit verboten. Ein „Fastenbruch“ wurde sogar mit Strafen geahndet. Um das Fleischverbot zu umgehen, wurden also Enten, Otter, Frösche und Biber kurzerhand zu Fischen erklärt. Dazu muss man wissen, dass die Anzahl der religiösen Feiertage früher noch deutlich höher war als heute. Bis zu 80 Feiertage soll es im Mittelalter im Jahr gegeben haben (einschließlich der Sonntage). Dass die Nachfrage nach Fastenspeisen deshalb besonders groß war, ist verständlich.
Rettet den Fischotter!
Die genaue Zubereitungsart von Otterwürsten erspare ich Euch, zumal das Nachkochen natürlich streng verboten ist! Der Fischotter war bis ins 19. Jahrhundert hinein noch recht häufig in unserer Region anzutreffen, heute ist er vom Aussterben bedroht und wird erst langsam wieder in Deutschland heimisch. Er benötigt saubere Gewässer mit natürlich bewachsenen Uferzonen als Lebensraum. 2021 war der Fischotter übrigens Tier des Jahres.