Habt Ihr auch schon mal davon gehört, dass die Menschen früher lieber Bier statt Wasser tranken?
Üble Verhältnisse
Aufgrund der schlechten hygienischen Verhältnisse und der hohen Keimbelastung war das Trinken von Wasser früher oft die Ursache von Krankheiten. Die Menschen damals ahnten das schon und versuchten daher das Trinken von Wasser, insbesondere aus Flüssen oder stehenden Gewässern, zu vermeiden. Nicht überall stand frisches Quellwasser zur Verfügung. In der Barockzeit ging man sogar so weit, dass man Wasser mied wie der Teufel das Weihwasser. Lieber parfümierte und puderte man sich, um unangenehmer Körpergerüche zu überlagern und zu verhindern, dass Wasser auch über die Poren der Haut in den Körper gelangte und ihn krank machte.
Die Regnitz eine Kloake?
Wer schon mal in Bamberg am alten Schlachthaus stand, der weiß, dass dort die Schlachtabfälle direkt im Fluss entsorgt wurden. Das Schlachthaus wurde deshalb sogar etwas über den Fluss hinaus gebaut, über Bodenluken konnten Blut und Abfälle schnell entsorgt werden. Der Fluss war der Abwasserkanal schlechthin, allerlei Unrat wurde hier entsorgt. Die Wasserqualität war miserabel und von der Geruchsbelästigung wollen wir hier gar nicht erst reden.
Bier als sichere Alternative
Als sichere Alternative zu Wasser galt tatsächlich das Bier, denn das Wasser wurde während des Brauvorgangs abgekocht und schädliche Keime wurden dadurch abgetötet. Auch wenn man es damals oft noch nicht genau wusste, ahnte man schon, dass man vom Biertrinken seltener krank wurde als vom Wassertrinken. Für Kinder, Kranke und insbesondere die schwer arbeitende Bevölkerung wie z.B. die Bamberger Gärtner und Häcker wurde eine Art Dünnbier ausgeschenkt. Stärkeres Bier mit höherem Alkoholgehalt gab es in der Regel erst abends, nach getaner Arbeit, als Schankbier in den Gaststuben.
Hugo Oehmichen „Der este Schluck“, ca. 1830
Das Heinzlein
Im Bamberg nannte man das leichte Bier „Heinzlein“, das Bier vom kleinen Heinz. Das Heinzlein hat eine lange Geschichte und war schon vor Jahrhunderten ein beliebtes Getränk in Bamberg. Mit Verbesserung der Trinkwasserqualität, verschwand es Anfang des 19. Jahrhunderts allerdings wieder aus dem Angebot der Bamberger Brauereien.
Eine alte Tradition lebt wieder auf
Die Hellerbräu Bamberg, besser bekannt als die Rauchbierbrauerei Schlenkerla, hat sich jetzt auf diese Tradition zurückbesonnen. Nach einem uralten Familienrezept des Ur-Ur-Urgroßvaters hat es Michael Trum, der 14. Braumeister der Hellerbräu, auf der Suche nach einem modernen, leichten Bier das Heinzlein wiederbelebt.
Foto © Hellerbräu
Alkoholarm aber nicht Alkoholfrei
Nach traditionellem Brauverfahren wird es heute wieder im Kupfersudkessel gebraut und reift im historischen Felsenkeller unter dem Stephansberg. Es gilt mit 0,9 % als alkoholarm aber nicht als alkoholfrei! Als alkoholfrei gilt ein Getränk erst unter 0,5 % Alkoholgehalt. An Kinder sollte man es deshalb natürlich auch heute nicht aussschenken. Es ist ein leichtes, erfrischendes Bier, ungefiltert und naturtrüb ausgebaut, mit einem sehr niedrigen Kaloriengehalt (nur 10 Kcal je 100 ml).
Es läßt den Kopf frei für weitere Unternehmungen oder sportliche Aktivitäten. Zweierlei Sorten sind im Flaschenverkauf erhältlich, ein helles, hopfiges und ein dunkles mit einem kräftigen Röstaroma.Am Kunigundenufer traf ich im Frühjahr beim Picknick zufällig eine ehemalige Kollegin auf ihrer Joggingrunde, die sich über die Erfrischung bei einem kurzen Zwischenstopp freute.
Entscheidungshilfe
Auf der Innenseite der Kronkorken ist beim Heinzlein ist übrigens ein Schnick-Schnack-Schnuck-Spiel versteckt. Vielleicht hilft es Euch, wenn Ihr Euch nicht einigen könnt, ob Ihr lieber die Food-Tour durch die Gärtnerstadt oder die Altstadt machen möchtet.
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