Mitte des 18. Jahrhunderts wurde das alte Schlachthaus direkt am Ufer der Regnitz erbaut. Das Gebäude, das mit seiner prächtigen Sandsteinfassade fast wie ein kleiner Palast aussieht, wurde sogar ein Stück weit in den Fluss hinein gebaut. Das hatte einen ganz praktischen Grund. Man konnte so die Schlachtabfälle bequem über aufklappbare Bodenluken direkt ins Wasser befördern.
Das Schachthaus ist heute nicht mehr in Betrieb. Das Gebäude wird inzwischen von der Universität Bamberg genutzt. Ein steinerner Ochse über dem Portal verweist bis heute auf die ursprüngliche Nutzung als Schlachthaus. Der Bildhauer Johann Adam Nickel entwarf das Tier aus Sandstein und verwendete dabei ein echtes ungarisches Ochsengehörn.
Ungarische Grauochsen
Warum es ungarische Ochsen in Bamberg gab? Über den sogenannten altbayerischen Ochsenweg wurden zwischen 1350 und 1750 jedes Jahr große Mengen von Ochsen aus der ungarischen Tiefebene bis nach Mitteleuropa getrieben, um die Fleischnachfrage der Bürger in den Städten zu befriedigen. Über diesen Weg gelangten die begehrten ungarischen Grauochsen auch nach Bamberg. Das Fleisch dieser Tiere galt als besondere Delikatesse und war teurer als einheimisches Rindfleisch. Natürlich konnte sich das einfache Volk Fleisch oder gar einen solchen Leckerbissen höchstens zu ganz besonderen Anlässen leisten. Die meiste Zeit mussten sie mit Getreidebrei vorlieb nehmen.
Cowboys in Franken?
Die Ochsenherden waren oft mehrere Wochen unterwegs. In großen Herden wurden die Tiere mit Hilfe von – heute würde man sagen „Cowboys“ – vorangetrieben. Doch nicht nur das Fleisch der begehrten Grauochsen wurde verwendet, auch Knochen, Hörner und Häute wurden zu wichtigen Konsumgütern weiterverarbeitet. Sogar auf dem berühmten Zweidler-Plan, einem detaillierten Stadtplan aus dem Jahr 1602, ist bereits ein eigener Weide-Bereich für die Ochsen eingezeichnet. Durch den langen Marsch setzten die Tiere zwar viel Muskelfleisch an, gleichzeitig waren sie nach der langen Wegstrecke aber auch stark ausgezehrt. Auf dem Ochsenanger sollten die Ochsen erst wieder etwas an Gewicht zulegen.